Donnerstag, 24. März 2016

Linie 105

Ok... ich habe hin und her überlegt. Es ist eine Straßenbahngeschichte...

Natürlich ist es eine, denn ich habe sie ja in der Straßenbahn erlebt.

Heute ist grüner Donnerstag.
Eine Erkältung hält mich noch ganz feste im Griff.
Ich sage euch, so ein Schnupfen und Husten ... damit ist nicht zu spaßen.

Fieber habe ich auch gehabt.
Doch das Schlimmste sind diese Kopfschmerzen dabei.
Trotzdem habe ich mich zusammengerissen und bin tapfer,
nach einer Woche Auszeit, arbeiten gegangen.

Vier Stunden im Büro, das schaffe ich locker.
Ich mag meine Arbeit für diese Zeit sehr.
Und wenn ich dann noch gut drauf bin,
habe ich auch Freude mit den Kollegen.
Als Mutter zweier Kinder ist frau eh gewohnt mit
einer kleinen Krankheit zu arbeiten. 

Doch genug der Einleitung.
 
So sitze ich mit meinem Einkauf und einem Buch in
der Hand visavie einer älteren Dame gegenüber.
Mein Buch trägt den Tittel Terror.
Habe ich irgendwann vor Jahren mal in der Bahn gefunden.
Jetzt ist es mal an der Zeit es zu lesen.
Ist ja aktueller den je.

Ein Mann stellt immer wieder (von ihm allerdings unbemerkt)
seinen schwer bepackten Rucksack auf meinen Einkaufswagen.
Im Bauch meines Porsches befinden sich Blümchen,
die wollte ich noch heile nach Hause bringen.
So versuche ich meinen Wagen zu schützen
und ziehe ihn aus der Schußlinie.



Die Frau, die mir vorher nicht so freundlich erschien,
spricht jetzt und schaut mich an.
Tja... irgendwie merkt heute niemand mehr was.
Unaufmerksam sind die Männer.

Und schauen Sie sich mal um... hier sind alles junge Männer in
der Bahn. Dunkelehäutig...schwarz darf man ja nicht mehr sagen.

Es stimmt, wir beiden sind so ziemlich die Einzgen weiblichen Personen.

Müssen die denn nicht arbeiten.
Es ist mehr eine Aussage als eine Frage und so antworte ich nicht.
So fährt Sie mit Ihren Aussagen fort.
Mein Enkel und meine Enkelin gehen um diese Zeit arbeiten!

Ja, sage ich jetzt und höre auf zu lesen.

Mein Buch ist spannend.
Ein deutsches Kind, acht Jahre wird gerade in Italien von zwei
Polizisten auf der Straße aufgefunden. Es hat überall am Körper kleine
Verletzungen und ist völlig verstört. Es regnet und es möchte auf der Straße
liegen bleiben. Das einzige was die Polizisten verstehen ist, dass sie immer wieder sagt:
Viel Blut... sehr viel Blut...
So möchte ich wieder zurück zu meinen Zeilen... aber.

Glauben Sie mir, erzählt die Dame. Ich komme gerade aus der Praxis
beim Arzt. Alle Frauen nur Ausländer und deren Kinder.
Da habe ich zur Angestellten gesagt. Wo wohnen wir eigentlich.

Jetzt habe ich genug.

Ja, sage ich. Ich wohne in meinem Zuhause. Mir ist es egal welche Hautfarbe meine
Mitmenschen haben. Meistens bin ich bis jetzt freundlich behandelt worden, von
den Menschen hier in der Bahn. Wenn junge Männer keine Arbeit haben, kann es sein,
sie haben Schichtdienst, sind krank, gehen sonst zur Schule (es sind Ferien) oder
sie dürfen vielleicht noch nicht arbeiten. Das weiß ich alles nicht.

Ja, sagt Sie, das kann sein. Es ist ja auch schwer, da wir weniger Industrie haben.

Ist das so?

Ich möchte wieder lesen, denn mein Buch ist ... wie gesagt.... spannend.

Jetzt steht Sie auf. Schöne Ostertage, wünscht Sie mir. Ich lächel ... ja,
das wünsche ich Ihnen auch.


Ich wünsche euch allen frohe, friedliche Ostern
und gute Gespräche.
Manchmal regen diese nur zum Nachdenken an.
Das reicht doch. Oder?!





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