Donnerstag, 13. August 2015

Der letzte Tag



Wir besteigen den Berg

Dienstag, 28. Juli 2015

20:57

Wie ich sagte, wir steigen aus dem Auto aus und gehen spazieren. So denke ich.

Die Brüder laufen über die Steine. Mohammad bleibt ab und zu stehen, gibt mir seine Hand, damit ich sicher gehen kann. Sie zeigen mit den Finger auf die Festung, in schwindelnder Höhe… finde ich.










Nie im Leben denke ich daran, dass wir diesen Berg besteigen wollen. Es ist über 40 Grad heiß, in meiner Hand trage ich eine Wasserflasche aus dem Eisfach. Diese wird mich im laufe des Tages noch retten. 

Teilweise ist das Wasser darin, noch zu einem Klumpen Eis gefroren.


Irgendwo spielen Kinder und Abdullah fragt etwas. Dann sagt er, es sind ca 3 km bis oben.

Hmmmmmmmmmmmmmmmmmmm….


Dann läuft er los und wir zockeln hinter her. Ich versuche zu atmen und im gleichmäßigem Tempo hinter her zu laufen. Meine Füße stecken immer noch in den Latschen und ich laufe vorsichtig. Dann habe ich dieses tolle Kleid an. Leider kann ich damit keine großen Schritte machen und ich muss wie eine Dame meinen Rock etwas anheben.


Die Kurven zur Festung, führen nur an einer Seite des Berges  zum Ziel. Bald kann man den Weg nicht mehr sehen und dann verlieren wir Abdullah aus den Augen. Bis eine Stimme zu hören ist. Hallo, hallo, Peeettttrrraaa…. Und dann sehen meine Augen einen schmalen Mann, der mit schwingenden Armen über seinem Kopf, hin und her wedelt. Hier bin ich.


Ich bleibe stehen und freu mich. In Gedanken gebe ich auf und gehe keinen Schritt mehr weiter und so sage ich zu Mohammed, ab und an muss ein Reisender am Berg stehen bleiben, um sich die Umgebung anzusehen. Dann setze ich mich auf einen Stein und schnappe nach Luft. Der Schweiß rinnt mir den Rücken hinunter und ab in die Rinne, am unteren Ende des selbigen. Himmel ist es hier heiß. Mohammad lacht und sagt, komm das schaffst du. Der Weg zurück, ist nicht mehr so beschwerlich. Ja, ich komme. So nehme ich einen Schluck aus der Flasche, der Eisklumpen hat sich mittlerweile aufgelöst. Nach meiner kleinen Pause marschiere tapfer weiter. Ich fange an zu singen, wie ich es früher gemacht habe, wenn mein Vater mit mir die Berge bestiegen hat. "Aus grauer Städte Mauern"… "Heili heilo wir wandern…." und irgendwann fange ich noch an zu Jodeln… lach… ich glaube ich drehe durch.










Gleich ist es so weit. Ich kann nicht mehr. Irgendwo dort oben ist Abdullah angekommen und ruft. Ich bin hier. Der Hase und der Igel. Das fällt mir ein. Wenn ich die Jungs hoch laufen sehe. Der Igel mit seinen kurzen Beinen. Wie soll er das schaffen. Himmel… einen kleinen Moment … ich komme… nicht, oder doch. Ich setze mich wieder und das Wasser aus der Flache, landet nicht nur in meinem Mund sondern auch über meine Arme, Beine, Kopf und "schitt was druf…" ich schütte mir etwas davon über mein schönes Kleid. So gehe ich pitsche nass weiter aber auch nur, weil Mohammed meint, ich schaffe es.


Tatsächlich komme ich oben an. Wir sind alle am Ende. Ich weil … ja genau.. WEIL ALLES und die Jungs, weil sie ja nichts trinken dürfen. Es ist immer noch Ramadan. So legen wir uns in den Schatten und … dann kommt die Nachricht.


Die Festung ist feste verschlossen. Wir haben den Weg umsonst gemacht.


Erst bin ich traurig aber dann, nein, es war nicht umsonst. Es war wunderbar einmal über seine Grenzen zu gehen und der Ausblick den wir haben, ist eine Belohnung. 

Bestimmt!


Herunter geht es, wie versprochen… zucki-zucki und als wir unten den Wagen erreichen, geht es uns wirklich gut. Wir sind erschöpft aber es geht uns wunderbar. Casa, der beim Wagen geblieben ist, hat ein paar Nüsse für uns gesammelt. Ich darf ja etwas essen. Trinken ist auch noch im Auto. So trinke ich, denn es muss sein.


Habe ich schon erzählt wie wunderbar alles um mich herum aussieht. Manchmal habe ich das Gefühl, gleich kommen die Indianer um die Ecke. Es ist eine Western Sahara. Hin und wieder ist vor den Steinfelsen, die aus Schieferplatten aufeinander gestapelt sind, eine einsame Palme.


Jetzt fahren wir zu einer Quelle, sagen die Brüder. Dort kannst du Baden. Ich habe keine Badesachen mit aber die Jungs das sagen, dann nehme ich es so und genieße die kühle Brise, von der Klimaanlage, in unserem Auto.


Mohammad ist wieder Beifahrer und ich sitze hinter ihm. Abdullah strahlt neben mir. Er hat sein Handy in der Hand und spricht mit seiner Freundin. Er erzählt ihr, dass er mit mir Englisch spricht und ist mächtig stolz auf sich. So soll es sein. Ich freue mich.


Mohammad hat meine Hand genommen und steckt Sie in seine Haare. Ein paar Streicheleinheiten tun einfach nur gut. Was man als nun ja,  Mutter  auch gerne macht. So schlummert er unter meiner Hand ein und ich genieße die Fahrt, bis zu unserem nächsten Ziel. Eine Steigerung ist wohl kaum noch möglich, denke ich und bereite mich gedanklich bereits auf die Heimfahrt vor.


Am Ziel angekommen ist der erste Blick ein kleines Flachdachhaus in dem eine Bude, hätten wir aus NRW gesagt, in der alles an Ware  untergebracht ist. Abdullah ist vor gelaufen und verschwindet im Büdchen. Dann kommt sein Kopf, der auf einem langen Hals sitzt,  an einer Ecke der Türe herausgeragt und eine seiner Hände winkt eifrig. Komm, komm… möchtest du etwas, fragt er.




Ich folge brav, gehe an den Kindern vorbei, die auf den Stufen zur Bude sitzen und hinter ihrer Hand tuscheln. Es begrüßt mich ein Alter Herr mit Bart, Salam assalama. Bonjour, sage ich. Er zeigt mit dem Finger auf einige Sachen. Getränke gekühlt. Abdullah zeigt auf Fanta, er schüttelt mit dem Kopf und zeigt auf meinen Jogurtdrink. Natürlich bin ich begeistert und nicke. So bekomme ich wieder dieses geliebte Getränk. DANKE


Wir gehen weiter und ich bin mir nicht sicher, was mich erwartet. Dann gehen wir durch ein altes Flussbett und Mohammad verschwindet in einer Art Abstellkammer mit offenem Vorbau. Er gibt einer Frau Geld und führt mich dort hin.


Was jetzt passiert ist einfach nur  … nur… IRRE!!!!!!!


Mohammad sagt noch einmal… in einer viertel Stunde komme ich zurück … dann lässt er mich mit der Frau alleine. Kinder stehen wieder vor dem Eingangsbogen und lachen. Mein Weg führt ins dunkele. Dann höre ich Frauen kichern und Wasser plätschern. Der schmale Gang auf dem ich stehe, hat an der linken Seite eine Ablage. Hier liegen allerhand Anziehsachen. Die Frau zeigt mir ich solle mich ausziehen und ich mache es. Meine Kleidung kommt zu den anderen Sachen und ich werde Stufen heruntergeführt.


Am Ende der Treppe ist ein Tümpel. Hier ist kein Licht, doch meine Augen haben sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt und ich sehe mehrere Frauen im Wasser sitzen und stehen. Eine reicht mir die Hand und ab geht es ins kühle Nass. Dann weiß ich nicht mehr wie viele Hände mich waschen. Laut wird gelacht und geschrubbt. Vorsicht ich bestehe auch aus Haut, möchte ich sagen… aber wer soll mich schon verstehen. Sie waschen mein Haar, mein Gesicht, Arme, Beine, Bauch, Rücken und irgendwie werde ich nach rechts und links gezogen. Hin und her, hin und her, mit Gelächter bekomme ich das Wasser über den Kopf gegossen. So komme ich fast nicht dazu es zu genießen, weil ich auch laut Lachen muss. Dann darf ich noch ein bisschen im Wasser sitzen und plantschen. Wie wunderbar.


Sauber! 

Sauber und gut riechend geht es zurück. Die Männer haben auch gebadet. So erzähle ich mein Erlebnis und die Männer lachen. Was wäre passiert, wenn Mohammad der Frau noch etwas mehr Geld gegeben hätte. Dann hättest du keine Haut mehr gehabt, sagt Abdullah und lacht.

 Wir fahren nach Hause, wo bereits unser Essen vorbereitet wird.    

Der Abend wird noch sehr schön,  ich werde noch von Kahdija geschmückt. Sie legt mir den Schmuck von ihrer Mutter um. Das ist ihr Hochzeitsschmuck. So richtig weiß ich nicht, was ich sagen soll. Es ist mir eine große Ehre. Wir machen Fotos. Ich freue mich und genieße es. Nun bin ich wohl mit der ganzen Familie verheiratet. Ich liebe euch.




Bis auf die Geburt meiner Kinder, war das der schönste Tag meines Lebens.

Kahdija und ich gehen schlafen. Gute Nacht. Morgen ist Zuckerfest,  Morgen fliege ich nach Hause.

Ich weine heimlich in meinem Bett und ziehe mir die dünne Decke bis über die Nase. Kahdija hat es mir so gesagt, als sie die Mücken aus dem Zimmer gefegt hat. Wenn du dich zudeckst, stechen dich die Mücken nicht. Hat sie gezeigt. So tropfen meine Tränen direkt ins Tuch und ich brauche nicht  mit den Händen verräterisch alles weg zu wischen. Diese Woche ist viel zu schnell vorbei gegangen.


Am nächsten Morgen kommen alle Verwandten und die Nachbarn. Es ist ein großes Fest, wenn Ramadan beendet ist. Es wird gegessen, geredet, getrunken, gegessen, geredet, getrunken, gegessen… lach… ja, es ist schön.


Ich darf das Haus eines Onkels besuchen. Die Kinder und die Frauen sind in einem Raum versammelt. Wir trinken Tee und … ESSEN… lach. Alle Kinder sind bei mir. Das ist wunderschön und ich genieße es.

Wir machen Fotos. Leider kann ich euch diese nicht zeigen. Das ist Anstand und sehr privat. Doch ich sage euch, es sind wunderschöne Fotos, mit wunderschönen Menschen.


Alles hat sein Ende irgendwann und diese Reise auch. Die Brüder fahren mich zum Flughafen, in letzter Minute erreichen wir unser Ziel. Das Verabschieden geht schnell und ich bin dankbar dafür.


Es soll doch schön sein und ich möchte jetzt nicht weinen.


Auf Wiedersehen, Willkommen….

Ich liebe,

Ich liebe euch,

Ich liebe DICH!


Die Zukunft wird noch geschrieben,

Die Vergangenheit kann man nicht löschen!


Danke dir mein Gott.

Du bist gnädig und gibst uns ein Stück vom Paradies.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebe Oppi!
Das ist nicht nur märchenhaft, sondern fast wie eine Geschichte aus der Bibel. Ich weiß gar nicht, was ich sonst dazu sagen soll.

♥lich die Swan

Oppi hat gesagt…

Ohh... ich hoffe Gott verzeiht mir.

Doch ist es so, dass ich mich freue über deine Worte.
Eine Geschichte aus der Bibel...

DANKE
<3
Deine Oppi

Oppi hat gesagt…

Ohh... ich hoffe Gott verzeiht mir.

Doch ist es so, dass ich mich freue über deine Worte.
Eine Geschichte aus der Bibel...

DANKE
<3
Deine Oppi

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