Nostalgiefahrt
von Düsseldorf nach Oberhausen.
Ich
fahre nicht mehr Straßenbahn, wie ihr wisst. Seit fast zwei Jahren
fahre ich Bus, Zug und U-Bahn. Meine Fahrt zur Arbeit hat sich fast
verdoppelt aber die Geschichten gingen verloren, dabei müssten sie doch mehr werden. Manchmal frage ich mich, ob
sich die Menschen verändert haben oder fahren
die wunderbaren Menschen nur im gelben Wurm. Wo sind all die
fantastischen Begegnungen?
So
wühle ich in meiner Erinnerung und stelle fest. Ich bin verändert,
meine Geschichten sind da. Ihnen fehlt lediglich das Blatt Papier. Der Schreiberling war wohl müde.
Da war es, ich erinnere mich genau, ich bin mit einem dieser sehr alten Züge gefahren.
Schon
das Einsteigen wird zum Erlebnis. Die Stufen sind nicht mit dem
Bahnsteig auf einer Ebene. Du musst sie erklimmen wie einen Berg.
Aufsteigen in ein Erlebnis.
Sonderzug
nach Oberhausen..... höre ich Udo in meinem Kopf singen.
Meine Augen sehen kleine
Gardinen an den Fenstern und kleine Kabinen in denen man mit sechs
Personen sitzen kann. Selbst die Türen tragen Gardinen. So kann man
sein Abteil von neugierigen Blicken total abtrennen und Menschen die durch den schmalen Gang gehen oder dort einen Stehplatz eingenommen haben.... sehen NIX.
Von
Außen hat dieser Zug einen langen roten, viereckigen Bauch mit weiß
eingerahmten Fenstern.
So erklimme ich den Wagon, laufe durch einen Gang. Puhhhh es ist heiß hier, denke ich und
entscheide mich für den großen Wagon mit vielen Sitzplätzen. Das
ist anonymer finde ich und ich kann die Menschen besser, heimlich
beobachten. Außerdem sind die Fenster hier geöffnet und im ersten Moment bemerkt man die Hitze nicht so sehr.
Der Schaffner kommt durch und möchte die Fahrscheine kontrollieren. Eine Dame beschwert sich über die Hitze
und bittet die Heizung etwas herunter zu drehen.
Puhhh...
sagt der Schaffner. "Ich komme gleich zurück und reiche ihnen ein
Saunatuch. "
Er
lacht und hat noch ein paar lockere Sprüche auf den Lippen.
"Hier
kommt man ohne Angst ins Schwitzen."
Doch
leider sagt er dann, "die Heizung kann man nicht mehr herunter drehen."
"Das
ist auch die letzte Fahrt in diesem Oldi" -und -"Genießen sie die Fahrt
im frischen Wind der geöffneten Fenster. "
Ich
ziehe meinen Schal noch etwas höher, denn der Wind ist wirklich
gefährlich.
Irgendwie
habe ich darauf gewartet, dass Derrick um die Ecke kommt und einen
Mord aufdecken will und der Mörder hier unter uns sitzt und er ist, so wie ich,
in seinem Schal gehüllt.
Nur
ich tue es, um keine Erkältung zu bekommen. Der Mörder sicher, um
unerkannt zu bleiben. So kreisen meine Gedanken um eine Geschichte,
die meine Zugfahrt Spannung verleiht. Das Gefühl, in einer Serie
eine Nebenrolle zu spielen ist außergewöhnlich gut. Die Geräusche des
Zugs sind typisch. Te dem.... te dem... te dem... macht es. Der Zug
bremst. Er hält am Flughafen Düsseldorf. Viele unterschiedliche
Menschen steigen ein. Einige schieben Koffer vor sich her. Sie kommen
wohl aus wärmeren Ländern, denn sie sind nicht so eingepackt, in
Ihre warmen Mäntel, wie wir. Wir sehen aus, als würden wir eine
Kutschfahrt im Schnee machen und diese zugestiegenen, als stände der
Sommer bereits vor der Türe. Trotzdem wischen sich einige über die
bereits feuchte Stirne. Wo nur das Saunahandtuch bleibt, denke ich
gerade.
Da
gibt es einen Knall. Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. Ist da
tatsächlich ein Mord passiert. War das ein Schuss. Mein Herz bleibt kurz stehen oder war
es nur die schwere Türe, die hinter den Reisenden ins Schloss viel.
Da sehe ich den Trenchcoat
von Derrick? Er hat zwei Begleiter dabei.
Sie tragen schwarze Sonnenbrillen. Ohhhh... wie spannend.
Te
dem … te dem.... Sonderzug nach Oberhausen.
Der
Wind zerstrubbelt meine Haare.
Te
dem.... te dem....
Mein
Kommissar geht in die andere Richtung durch den Zug.
Schade,
wie gerne hätte ich auf seine Fragen geantwortet.
Gott,
immer diese Nebenrollen.
Es
ist so heiß im Zug.
Von
meiner Nase tropft es.
Ist
es Schweiß oder einfach ein Regentropfen, der durch das Fenster
seinen Weg auf meine Nasenspitze gefunden hat. …. la la.....
Ich
wische ihn mit einem weißen Tempotuch, das sich in einer
Manteltasche
findet,
ab. Nicht ohne zu schauen, ob der Tropfen vielleicht doch rot wie
Blut ist.
Wissen
wir, was sich auf dem Dach dieses Zuges abspielt?
Nein.....
Haha....
te dam …. te dam....
Sonderzug
nach....
_Oberhausen_ höre ich den Schaffner durch die Lautsprecher rufen.
Ich
bin angekommen. Schade, meine kleine Reise in die Vergangenheit ist
zu Ende.
Der
Alltag hat mich wieder.
War
schon eine spannende Fahrt heute.
Wer
sagt es denn....
Ich
wünsche euch einen schönen Sonntag.
Mit
vielen schönen Geschichten.
Eure
Oppi.