Sonntag, 5. Januar 2020

Zugfahrt


Nostalgiefahrt von Düsseldorf nach Oberhausen.

Ich fahre nicht mehr Straßenbahn, wie ihr wisst. Seit fast zwei Jahren fahre ich Bus, Zug und U-Bahn. Meine Fahrt zur Arbeit hat sich fast verdoppelt aber die Geschichten gingen verloren, dabei müssten sie doch mehr werden. Manchmal frage ich mich, ob sich die Menschen verändert haben oder fahren die wunderbaren Menschen nur im gelben Wurm. Wo sind all die fantastischen Begegnungen?

So wühle ich in meiner Erinnerung und stelle fest. Ich bin verändert, meine Geschichten sind da. Ihnen fehlt lediglich das Blatt Papier. Der Schreiberling war wohl müde. 

Da war es, ich erinnere mich genau, ich bin mit einem dieser sehr alten Züge gefahren.

Schon das Einsteigen wird zum Erlebnis. Die Stufen sind nicht mit dem Bahnsteig auf einer Ebene. Du musst sie erklimmen wie einen Berg. Aufsteigen in ein Erlebnis.
Sonderzug nach Oberhausen..... höre ich Udo in meinem Kopf singen.

Meine Augen sehen kleine Gardinen an den Fenstern und kleine Kabinen in denen man mit sechs Personen sitzen kann. Selbst die Türen tragen Gardinen. So kann man sein Abteil von neugierigen Blicken total abtrennen und Menschen die durch den schmalen Gang gehen oder dort einen Stehplatz eingenommen haben.... sehen NIX. 

Von Außen hat dieser Zug einen langen roten, viereckigen Bauch mit weiß eingerahmten Fenstern.

So erklimme ich den Wagon, laufe durch einen Gang. Puhhhh es ist heiß hier, denke ich und 
entscheide mich für den großen Wagon mit vielen Sitzplätzen. Das ist anonymer finde ich und ich kann die Menschen besser, heimlich beobachten. Außerdem sind die Fenster hier geöffnet und im ersten Moment bemerkt man die Hitze nicht so sehr. 

Der Schaffner kommt durch und möchte die Fahrscheine kontrollieren. Eine Dame beschwert sich über die Hitze und bittet die Heizung etwas herunter zu drehen.

Puhhh... sagt der Schaffner. "Ich komme gleich zurück und reiche ihnen ein Saunatuch. "
Er lacht und hat noch ein paar lockere Sprüche auf den Lippen.
"Hier kommt man ohne Angst ins Schwitzen."
Doch leider sagt er dann, "die Heizung kann man nicht mehr herunter drehen." 
"Das ist auch die letzte Fahrt in diesem Oldi" -und -"Genießen sie die Fahrt im frischen Wind der geöffneten Fenster. "

Ich ziehe meinen Schal noch etwas höher, denn der Wind ist wirklich gefährlich.

Irgendwie habe ich darauf gewartet, dass Derrick um die Ecke kommt und einen Mord aufdecken will und der Mörder hier unter uns sitzt und er ist, so wie ich, in seinem Schal gehüllt.
Nur ich tue es, um keine Erkältung zu bekommen. Der Mörder sicher, um unerkannt zu bleiben. So kreisen meine Gedanken um eine Geschichte, die meine Zugfahrt Spannung verleiht. Das Gefühl, in einer Serie eine Nebenrolle zu spielen ist außergewöhnlich gut. Die Geräusche des Zugs sind typisch. Te dem.... te dem... te dem... macht es. Der Zug bremst. Er hält am Flughafen Düsseldorf. Viele unterschiedliche Menschen steigen ein. Einige schieben Koffer vor sich her. Sie kommen wohl aus wärmeren Ländern, denn sie sind nicht so eingepackt, in Ihre warmen Mäntel, wie wir. Wir sehen aus, als würden wir eine Kutschfahrt im Schnee machen und diese zugestiegenen, als stände der Sommer bereits vor der Türe. Trotzdem wischen sich einige über die bereits feuchte Stirne. Wo nur das Saunahandtuch bleibt, denke ich gerade.









Da gibt es einen Knall. Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. Ist da tatsächlich ein Mord passiert. War das ein Schuss. Mein Herz bleibt kurz stehen oder war es nur die schwere Türe, die hinter den Reisenden ins Schloss viel. Da sehe ich den                        Trenchcoat
von Derrick? Er hat zwei Begleiter dabei. Sie tragen schwarze Sonnenbrillen. Ohhhh... wie spannend.

Te dem … te dem.... Sonderzug nach Oberhausen.
Der Wind zerstrubbelt meine Haare.
Te dem.... te dem....
Mein Kommissar geht in die andere Richtung durch den Zug.
Schade, wie gerne hätte ich auf seine Fragen geantwortet.
Gott, immer diese Nebenrollen.

Es ist so heiß im Zug.
Von meiner Nase tropft es.
Ist es Schweiß oder einfach ein Regentropfen, der durch das Fenster seinen Weg auf meine Nasenspitze gefunden hat. …. la la.....
Ich wische ihn mit einem weißen Tempotuch, das sich in einer Manteltasche
findet, ab. Nicht ohne zu schauen, ob der Tropfen vielleicht doch rot wie Blut ist.

Wissen wir, was sich auf dem Dach dieses Zuges abspielt?
Nein.....

Haha.... te dam …. te dam....

Sonderzug nach....

_Oberhausen_ höre ich den Schaffner durch die Lautsprecher rufen.
Ich bin angekommen. Schade, meine kleine Reise in die Vergangenheit ist zu Ende.
Der Alltag hat mich wieder.

War schon eine spannende Fahrt heute.
Wer sagt es denn....

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.
Mit vielen schönen Geschichten.
Eure Oppi.

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