Wir sind in
Essaouira
Dienstag,
14. Juli 2015
23:59
Er testet meine
Intelligenz
Das kenne ich doch.
Manchmal denke ich, ich bin in dem Film, zurück in die Zukunft. Er hat
mir gezeigt, was in der Zukunft passiert. Aber warum?! Weil er es verhindern
oder verbessern wollte. Was haben wir falsch gemacht.
Jetzt könnt ihr
meine Gedankengänge nicht nachvollziehen. Das ist auch nicht so einfach zu
erklären. Lasst euch nur so viel sagen. Ein Mensch ist von mir gegangen, er war
geheimnisvoll und immer habe ich geglaubt, wenn es an der Zeit war, das er um
20,00 Uhr sein Telefon nahm und sagte, ich muss jetzt mit meinem Vater
sprechen. Anders geht es nicht. Mein Vater besteht darauf. Da habe ich gedacht, er
spricht mit Gott. Verrückt, ich weiß. Manchmal sind meine Gedanken ein bisschen
abgehoben. Manchmal glaube ich an Engel, , manchmal glaube ich an meinen Engel.
Doch das, was ich
gerade wieder erlebe, das ist so unwirklich. Ich gerade neben Mohammed
und ich bin mit dem Flugzeug nach Marokko geflogen. Alles ist wirklich. Also altes Mädchen, bleibe mal auf dem Teppich. Tolle Worte, im Orient.
Dann wieder,
wenn er sein Telefon nimmt und mit der Tastatur die Wörter schreibt, oder einen
Anruf erledigt. Dann ist es, als wäre ich wieder im Jahr 2010 und ich lerne Ahmad kennen. Wisst ihr, dass Mohammad und Ahmad der gleiche Name ist. Ich wusste es nicht.
Die Frage, ob ich in
der Vergangenheit etwas falsch gemacht habe, kann ich im Moment noch nicht
überdenken. Vielleicht ist es bereits zu spät. Vielleicht machen wir den
gleichen Fehler. Fehler macht man bekanntlich ja immer zwei, drei Mal.
Vielleicht haben wir den Fehler aber auch schon so oft gemacht, dass uns die
Zukunft eingeholt hat und jetzt endlich etwas passieren muss, damit es richtig
läuft für die Menschheit. Aber was? Wir haben nur noch zwei Tage Zeit es zu
bemerken. Meine Träume müssen mir die Wahrheit sagen. Aber ich habe meinen
Traum vergessen. Wie war das? Gehen Sie, stellen Sie sich in der Reihe an, Sie
haben ja alles versucht.
Gedanken, Gedanken,
Gedanken immer wieder werde ich eingeholt von meinen Gedanken. Kennt ihr das.
Es führt zu nichts. Zu überhaupt nichts. Es verunsichert nur. So versuche ich
meine Gedanken um das Jetzt und Hier kreisen zu lassen. Denn hier und jetzt ist
es wunderbar.
So gibt es in
Essouria, "die Wohlgeplante" heißt die Übersetzung, eine wunderbare, von Befestigungsmauern
umgürtet Medina, alles schön gleichmäßig, nichts sieht zufällig aus. Der schönste Ort an Marokkos Atlantikküste, meint Mohammad. Ja, so
ist es wohl. Die Medina ist vollständig erhalten und aus dem späten 18 Jh.s.
Sie wurde 2001 in die Liste der Unesco-Weltkulturgüter aufgenommen. Hier sind
Künstler und Musiker. Die Häuser haben
einen gekalkten Anstrich und als wir durch das Tor, von der Stelle, wo die Bote
liegen und die Fische verkauft werden gehen, kann ich es nicht verhindern, dass
ich ein WOW laut ausspreche.
Die Sonne zaubert einen Glanz auf das Meer und auf
die weißen Häuser, die sich auf der Halbinsel erheben. Die Möwen drehen ihre
Runden, über der Mauer. Hier möchten sie etwas von dem Fischfang der Männer
abbekommen, die die Fische säubern und sortieren. Ein fantastischer Anblick.
Die Nase ist zugegeben etwas beleidigt aber der Anblick… wie gesagt WOW … macht
alles wieder gut. An der Mauer liegen die Katzen und schlafen. Selten habe ich
so viele Katzen gesehen hier in Marokko.
Nun, da wo das Leben besser möglich ist, da tummelt sich alles. Das ist für den Mensch so
und für das Tier.
Mohammad stellt sich
mitten in den Möwenflug. Es sieht toll aus. Meine Kamera kann es gar nicht so
gut einfangen, wie mein Auge es sieht. Ein Bild ist wunderbar und ich muss
lachen. Ein Kuss für Mohammad. DANKE Möwe.
So führt mich
Mohammad durch die Straßen. Wir biegen ab und betreten eine kleine Galerie.
Ähnlich wie zuhause bei Elisa Blumensaat.
Ein Bild gefällt mir besonders und wenn ich 150,00 Euro über hätte, dann
würde ich es mir kaufen.
Nun, jetzt habe ich
die Karte des Künstlers in meiner Tasche und seine Freundschaft über Facebook.
Wir werden sehen. Vielleicht hängt dieses Bild eines Tages neben meinen
Bildern. Wer weiß.
Weiter gehen wir
durch die Tunnel der Stadt und es ist schattig. Das tut gut, denn die Hitze des
Tages ist enorm. Mohammad zeigt nach
oben… "So", "so ist es in meiner Stadt." Er ist Berber,
habe ich das erwähnt. Er bereitet mich vor. Schnell mache ich ein Bild. Es
gefällt mir. Wie hat er einmal zu mir gesagt, ich liebe die Armen. Armut ist
manchmal wunderschön, weil es so viel Liebe zum Detail hat.
Da wird nichts
hinter Putz versteckt. Da sieht man, was der Bauherr mit seinen Händen
bearbeitet hat.
Hier ist alles
sauber und ordentlich. Die Holz arbeiten stehen poliert zum Verkauf in Regalen.
Ein Teil ist schöner als das andere. Möchtest du etwas, fragt er mich. Ich
liebe alles, entscheide mich aber für eine kleine Kugel, die schimmert wie
cognacfarbener Marmor. In ihr hätte ein
Ring Platz oder wie gerade jetzt, ein kleine silberne Münze. Berühmt ist
Essouira auch wegen seiner
Kunsttischlerarbeiten aus Thujaholz. Auch Fischerboote werden hier daraus
gebaut.
So viele Menschen
sind unterwegs. Hier eine Straße mit Teppichen, eine mit Keramik, mit
Metallarbeiten. Kleine Türme aus Gewürzen. Schau sagt er und zeigt mit dem Finger auf bunte Türme aus Gewürzen, wie bei dir im
Reiseführer. Meine Augen nehmen das bunte Treiben auf und meine Kamera darf
schlafen, die Speicherkarte ist voll.
Wir wollen noch
etwas einkaufen und er geht in die Suppenküche und kauft Suppe. Das ist so, als
würden wir zu Hause Pommes und Currywurst kaufen. Wir müssen um die
Obstkarren herum und einige Stufen hoch laufen. Dann bekommt er die Suppe in
einer Plastiktüte gereicht. Warum eigentlich nicht. Lach. Ich stehe und blicke
auf das Treiben um mich herum. Zwischen den Karren mit Obst und Gemüse sitzen
Händler mit Gewürzen. Alles duftet orientalisch. In den Häusern werden kleine
Kuchen gebacken, die man zur Suppe isst. Es gibt Brot und, und, und. Es gibt
auch sehr, sehr arme Menschen dazwischen und hin und wieder spricht Mohammad
jemand an und ich sehe wie ein Silberstück den Besitzer wechselt. Ich bin
dankbar dafür und tue so, als hätte ich es nicht gesehen. Solche Armut zeigt
mir, welch wunderbares Leben ich führe.
Wir gehen nach Hause
und ich glaube er testet, ob ich den Weg zurück finde.
Wie müssten
abbiegen, aber er geht geradeaus weiter. Dann kauft er, bei einem Straßenhändler,
noch ein paar Datteln für das Abendessen. Also war es wohl so gewollt. Doch
fragt er nach dem Weg und der Junge, der bei dem Händler steht, führt uns ein
bisschen. Ich kenne den Weg, sage aber nichts. Frage mich nicht warum.
Irgendwie glaube ich, er weiß genau, dass ich den Weg kenne.
Manchmal muss man
einfach sein Wissen für sich behalten, lerne ich daraus. Manchmal muss man den
Weg alleine finden, ohne dass irgend jemand kommt und sagt, hier geht es lang.
Manchmal darf man den Weg nur begleiten.
Zwei Schlafräume und
einen Raum für die Unterhaltung, dort betet Mohammad.
Ich kenne sein
Glaubensbekenntnis. Ashabu alla ilaha illa allah, wa ashadu anna Muhammed
ar-rasool Allah. Das heißt: Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt, außer den
einen Gott und ich bezeuge, dass Muhammed sein Bote ist.
Jeder Muslim hat in
seinem Leben fünf Pflichten zu beachten, auf dem Bild oder der Schrift sind
diese wie kleine Fähnchen:
Das
Glaubensbekenntnis, Täglich fünfmaliges Gebet, Almosensteuer, Fastengebot,
Pilgerfahrt nach Mekka.
Dann gibt es einen
großen Aufenthaltsraum und eine Küche. Ein kleines Bad.
Französische
Toilette… was solls. Alles ist super schön. Ich fühle mich wohl.
Um nur einen Tag zu
bleiben, ist es eigentlich viel zu schade, so sind meine Gedanken. Als könnte
er diese lesen, fragt er, ob wir noch einen zweiten Tag bleiben sollen. Gerne
würde ich mehr sehen, aber Eile ist nicht nötig, wir müssen nicht nach Marrakech,
hier ist es sehr schön.
Er erzählt mir von
den Dünen von Cap Sim und das hier viele Wüstenfilme gedreht wurden. Die Mumie
zum Beispiel. Wir holen meinen Lepi und er zeigt mir noch dies und das. Das
Marokko auch andere Seiten hat. Sogar eine kleine Schweiz. Ich staune nicht schlecht, dann schauen wir
Bilder.
Später bereitet er
den Fisch zu, den er gekauft hat. Ich darf zusehen. Alles wird fein säuberlich in der Tajine, das
ist ein spezieller Topf für Eintöpfe, zubereitet. Es schmeckt wunderbar.
Es wird ein schöner Abend.
Jetzt bin ich müde
und habe noch so viel zu erzählen. Aber die Worte sind in meinem Kopf und ich
werde noch alles niederschreiben, so lange es frisch ist.
Gute Nacht.