Samstag, 10. November 2012

China


15.08.2010

Der Abschied ist schwer, doch die Reise will weitergehen. So verabschieden wir uns
von den Shaolin und fahren weiter. Xian mit der Terrakotta Arme und die Longmen-Grotten warten auf uns.

In Xian sollen wir Johann kennen lernen, unseren neuen Reiseleiter.
Herr Wu wird uns eine kurze Zeit nicht begleiten können. Er  muss  mit Ding Dong nach Hause, denn für den kleinen mit den abstehenden Ohren und den feinen Kussmund beginnt der Ernst des Lebens.
Zuhause liegt schon die Einschulungstüte auf dem Tisch und Mutti wartet nur auf ihren Sprössling, um ihn zur ersten Schulstunde zu begleiten. Eine gute Schule kostet viel Geld. Höflichkeit ist es,
dass die ganze Familie in der Schule erscheint.

Johann empfängt uns bereits am Bahnhof. Er ist größer als unser Herr Wu und jünger. Außerdem hat er die Angewohnheit sein Taschentuch an einen Stock zu binden und mit dieser Friedensfahne der Gruppe den Weg zu weisen. Das finde ich lustig, denn unsere Gruppe hat eine überschaubare Größe und bis jetzt haben wir noch niemanden verloren.  Wir lassen ihm seinen Spaß. Den Frieden anzuzeigen, wenn man ein fremdes Land erkundet, kann nicht falsch sein.

Im Bus erzählt er, dass er in Deutschland Theologie studiert hat. Er spricht unsere Sprache ausgezeichnet und singen kann er auch. Gleich bekamen wir eine Kostprobe. Er schmettert uns ein typisches Weihnachtslied. So eine wunderschöne Stimme. Welch´ ein Genuss. 


In China wimmelt es nur so von Geschichten und ich liebe es, diese zu hören.

Natürlich sind alle Geschichten war und tatsächlich passiert.


Als er uns seine Geschichte erzählt, redetet er von Dornenvögel und ob uns dieser Film oder das Buch bekannt wäre. Ja….. -  seine Schafe nicken einstimmig. Dann erzählt er uns, dass er in Deutschland, in Köln, Priester werden wollte und er hatte gute Aussichten, denn er wurde vom Bischof gemocht. Seine Ausbildung war wunderbar. Er stand kurz vor der Priesterweihe, als er das Mädchen seiner Träume kennen lernte. Dieses Mädchen war aus China, aus seiner Heimat und war nur zu Besuch in Deutschland. Er konnte nicht genug von ihr bekommen und als der Tag kam, wo der Urlaub von ihr zu Ende war, folgte eine Zeit, in der er Ihr täglich schrieb oder mit ihr telefonierte. Das war viel zu „TEUER“ für einen Studenten und so ist er zurück in seine Heimat, um dieses Mädchen zu heiraten. Heute hat er einen kleinen Sohn und er ist der glücklichste Mann auf der Erde.  An die Zeit seiner Lehre denkt er gerne zurück. Daraufhin haben wir ihn natürlich alle sofort in unser Herz geschlossen.


Der Morgen beginnt für mich um 6.00 Uhr. Heidi und ich haben uns schon am Abend vorher verabredet, wir möchten uns hinter den Toren von Xian den Park ansehen. Hier wird
Tai Chi geübt und die Schlitzaugen treffen sich zur täglichen Morgengymnastik.

Es ist wunderbar und wir dürfen einige Schritte, mit einem Meister, seine Form laufen. 

       Ein paar ältere Herren rufen uns, wir gehen auf die Übenden zu,
stolz präsentieren sie uns ihre Kunst. Die kleine Vorführung ihrer Körperbeherrschung, die wir zu sehen bekommen ist wirklich beneidenswert.
Die Arme auf dem Stufenbarren, schwingen sie ihren Körper leicht nach rechts und links, ganz so, wie es ein 20 jähriger tun würde. Wir wissen aber, dass sie über 70  Lenze zählten. Auf dem Rückweg treffen wir noch auf einen Herren, der seine Bassstimme in den Park schickt. Erinnert mich an Tarzan und ich glaube ihm, dass es sehr befreiend ist, mal so richtig laut zu Brüllen. Doch da machen Helga und ich nicht mit, obwohl wir gerade das (in unserem Alter) prima könnten. ;)



Unsere Gruppe trifft sich bald zum Frühstück. Heute ist die frühere Hauptstadt Xián mit der berühmten Terrakotta-Armee des Ersten Kaisers aus der Qin-Dynastie 200 v.Chr. , Qin Shihuangdi unser Reiseziel. Ich bin so gespannt auf dieses Erlebnis und auf die Geschichten, die uns noch erwarteten.

Gut, dass wir keinen Koffer packen müssen, denn morgen geht es von hier noch zu den Longmen-Grotten.

Später im Bus erklärt uns Johann schon mal die wichtigsten Details.

Das ein  Bauer 1974  beim Bau seines Brunnens, durch Zufall auf einen Tonsoldaten gestoßen ist und damit die ersten Ausgrabung begonnen haben. Es wurden nur wenige Waffen bei den Soldaten gefunden, denn bei der Brandschatzung 207 v. Christus wurde vieles geraubt.

Ich hätte nicht gedacht, dass man Zöpfe auf so viele Arten verschlingen kann. Ob man´s glaubt oder nicht die Soldaten hatten alle eine andere Frisur. Angezogen waren fast alle gleich. Es
waren Namen in die Jacken gemeißelt. So nimmt man an, dass sie nach dem Abbild der wirklichen Soldaten gemacht wurden.
Die Künstler die dieses Werk vollbracht haben, wurden alle getötet. Ohhhh, Künstler zu sein war noch nie eine gewinnbringende Arbeit aber mit dem Tod belohnt werden, ist schon sehr krass.
(Erinnert mich an den Pyramidenbau in Ägypten.) 

Die Halle, die über der Ausgrabung steht ist eine Bahnhofshallte aus Deutschland.

Bei den Ausgrabungen war man nicht so sorgsam und man hat nicht darauf geachtet, dass die Farben erhalten blieben. So sind die Farben mit der Zeit verblasst. Heute ist man in der Lage,
die Farben zu erhalten (Das Verfahren der Konservierung ist in Deutschland entdeckt worden und sehr aufwendig). Dann sagt uns Johann noch, dass die Soldaten recht groß waren… nur die Größten
durften den Kaiser beschützen. In Wirklichkeit waren die Soldaten natürlich viel kleiner.


Auch konnte man sich mit Pferd und Wagen fotografieren lassen und zusehen wie die Soldaten zusammengesetzt wurden. Denn natürlich war nicht alles in einem Stück ausgegraben worden, sondern in vielen kleinen Scherben.



Nach diesem eindrucksvollen Erlebnis, durften wir in einem schönen Restaurant unser Essen einnehmen. Johann verstand es, uns ein herrschaftliches Mal zusammen zu stellen. Rund und gut
gelaunt ging ins weiter in den Tag.


Unser Ziel der Heilkräutermarkt.
Es ist schon sehr eindrucksvoll, was alles auf diesem Markt verkauft wird.
Schlangen, Eidechsen, Hoden von … ich weiß nicht welchen Tieren … große, kleine, lange, dünne.

Alles schön auf Decken nebeneinander und übereinander gestapelt. Alles Mögliche Gebein, gehobelt, geraspelt oder zu feinem Mehl gemahlen.

Und wer sich hier nicht schaudert oder eine Gänsepälle bekommt, der bekommt sie auf
der nahen Toilette, die kostenpflichtig, stark Salmiak riechend und zu dem von allen Seiten einzusehen ist. Nun, sonst würde man auch dort keine Luft bekommen. Schauder, schauder….





Am Abend ist noch ein Spaziergang durch die berühmte Garküchengasse am Trommelturm geplant und wir freuen uns jetzt bereits auf die Köstlichkeiten die uns erwarten.

So wird es auch ein wunderschöner Abend, mit vielen bunten Bildern. Johann sieht zu, das wir schön zusammenbleiben und sagt uns, wo und was wir probieren können, ohne dass unser Magen gleich Alarm schlägt. An einigen Fleischbratständen bleiben wir lieber nicht stehen, denn die Menschen dort sind sehr gläubig (Muslimen) und mögen eine Touris. Also
senken wir Frauen die Augen und schauen nur verstohlen nach rechts und links. Die Nacht und das Feuer, was auf beiden Seiten der Straße das Fleisch zum garen bringt, ist eindrucksvoll und trotz der Einschränkung, die uns auferlegt wurde oder gerade deswegen,  ist alles noch spannender und aufregender.


Der Glockenturm ist angestrahlt und glänzt wie Gold, um den Turm sind kleine Händler die ihr Tagewerk verkaufen. Es ist wunderschön.


Wir sind Hundemüde und freuen uns alle auf das warme Bett.  Ich habe ein paar Pinsel erstanden und freue mich über meine Beute. Die Zeit, sie auf meinem Bett auszubreiten nehme ich mir noch,
dann gehen die Äugelein schnell zu und ich falle  in einen Traumlosen tiefen Schlaf.


So bin ich in meinen Erinnerungen und wünsche euch einen wunderschönen
Samstag Abend
Oppi
              




                                                            









4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das sind wirklich schöne Erinnerungen. Ich wäre auch gern grad an so einem erhabenen Ort, von dem aus ich in mir zur Ruhe kommen könnte.

Herzlich die Jaris

Oppi hat gesagt…

Du Liebe... die Ruhe liegt in dir, du musst nur lernen "los zu lassen".

Das ist nicht leicht und erfordert sehr viel Übung. Nicht immer gelingt es, doch wenn du jeden Tag ein bisschen übst, ist es wie eine Seite zu einem Buch zu schreiben.
Irgendwann stehst du vor dem Einband und du hast es geschafft.


Ich drücke dich ganz feste.
Deine Oppi

Brigitte hat gesagt…

ist das wirklich schon wieder zwei jahre her? kaum zu glauben.
aber wunderschöne fotos und deine worte dazu, ich möchte gar nicht aufhören zu lesen.

sei lieb gegrüsst brigitte

Oppi hat gesagt…

Liebe Brigitte... da sollst du auch noch ein paar Geschichten bekommen. Gleich setzte ich mich hin und schreibe. Ich freue mich schon auf die folgenden Tage der Erinnerung.

Bussi deine Oppi

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