„Achaius“
Jetzt ausgerechnet Heute…
Vater hatte
dieses wunderbare russische Pferd bekommen und ausgerechnet heute musste er zur
Akademie.
Es war Liebe
auf den ersten Blick.
Gehört hatte
Achaius von diesem Phänomen, doch hatte er insgeheim immer darüber Lächeln
müssen. Seine Tante hatte davon erzählt. Sie, die Dichterin, die solche Worte
wie :
Du Vaterhaus mit den Thürmen,
Vom stillen Wasser eingewiegt,
Wo ich in meines Lebens Stürmen
So oft erlegen und besiegt
Vom stillen Wasser eingewiegt,
Wo ich in meines Lebens Stürmen
So oft erlegen und besiegt
Und die Ihn
nie bei seinem richtigen Namen rief, sondern nur mein
Achi sagte.
Er fand es übertrieben, den Achaius bedurfte keiner Abkürzung, er fand ihn kurz
genug.
Oft begleitete er Tante Nette auf ihren
Reisen, da Sie kränkelte und etwas
kurzsichtig war. Alle in der Familie meinten, ihr Leiden sei
auf ihrer zu
frühen Geburt zurückzuführen. Zugegeben, wenn Sie Ihre Geschichten erzählte, die meistens von der
Heimat oder von der Liebe handelten, war er gefangen von Ihren Worten.
Doch es
waren halt nur immer Ihre wunderbaren Geschichten, mehr nicht.
Sein Koffer
war bereits von Hermann, die gute Seele des Hauses, gepackt worden und stand in
der großen Halle, seine Bücher lagen mit einer dicken Kordel verschnürt daneben.
Er durfte die Uniform anlegen und war mächtig stolz. Eine Uniform hatte so
etwas Erhabenes. Alles in Ihm war
bereit, wenn nicht dieses wunderbare Pferd gekommen wäre. Er schloss die Augen
und spürte diese einzigartige Nähe. Jetzt öffnete er die gewaltige Türe, um den
Herrensitz der Familie zu verlassen. Er liebte diese wundervolle Burg, sein
zu hause. Die großen Fenster, die den Blick in den Wald und auf das weite Feld
freigaben. Sein Zimmer lag in einem der kleinen Türme, hier schien den ganzen Tag
die Sonne und auch keiner seiner zwölf jüngeren Brüder, war in der Nähe
untergebracht. So war es ein warmes, ruhiges Zimmer und nur zu gerne lag er auf
seinem Bett und war mit den Gedanken in der Schule. Er wollte Offizier werden,
„Ein Husar“ Sein liebster Satz war: „Erst kommt der Herrgott, dann der König,
dann der Husar und dann sein Pferd.“ Er war für Ordnung und als Husar, war das
die größte Tugend.
Sein Herz
tat weh, als er wieder mit allen Sinnen die Stufen in den Hof hinunterging.
Jetzt wollte er noch einmal in den Stall, um Lebewohl zu sagen. Er schritt
durch den Hof und vor dem Stall stand seine Liebe. Solche Pracht hatte er noch
nie gesehen. Dieses Pferd wollte er reiten. Der Abschied war schwer und auf
keinen Fall war es ihm Recht, dass sich jetzt seine Augen mit Wasser füllten.
Doch er musste es seinen Brüdern überlassen und hoffte nur zu sehr, dass sie es
nicht zu stürmisch mit dieser wunderschönen Stute trieben. Es waren zwei Jahre
die er an der Akademie studieren wollte, zwei Jahre.
Das Abitur
war sein Ziel. Zwei Jahre waren nicht so viel, doch heute kam ihm die Zeit
unendlich vor.
Ich bin
nicht irgendeine Stute mein Name ist Rodina, was in Russland Heimat heißt.
Eigentlich
sollte ich ein verlässliches Zugpferd für den Schlitten oder die Kutsche werden,
als Russische Stute war ich harte Verhältnisse gewohnt. Ich war schnell und
konnte lange Distanzen hinter mir lassen. Alle sagten ich sei etwas Besonderes,
das wusste ich und genauso trug ich den Kopf auf meinem Hals.
Mich zu
beschreiben brauchte nicht vieler Worte. Ich bin ein ORLOF, meine Größe misst
167 cm. Jeder der mich sieht sagt, ich
bin elegant und kräftig. Meinen Hals bezeichnet man als Schwanenhals, meine
Beine sind lang und kräftig. Ich könnte ein ausgezeichneter Traber werden. Doch
habe ich eine Schwäche: Ich lasse mich nicht gerne überholen.
Mein
neues Zu hause gefällt mir gut, hier ist es nicht so kalt und dann habe ich
einen wunderbaren neuen Herrn. Ihn wollte ich tragen wie den Wind.
Heute
lag eine Traurigkeit in seinem Blick. Erst habe ich angenommen, er würde mir diese
wunderbaren Felder zeigen die ich bei meiner Ankunft gesehen habe doch hat er mich
nur begrüßt, mir eine Möhre gegeben und meinen langen Hals mit einer Bürste
gestriegelt. Dann hat er mich lange angesehen, etwas gesagt, was sehr wichtig
gewesen sein muss, denn er hatte einen ernsten Gesichtsausdruck und ist wieder
gegangen.
Ich
habe mit allen im Stall Freundschaft geschlossen und auch mein Ausbilder im
Trab war ein netter Mensch. So vergingen die Tage mit dem Ausreiten auf der
Weide, der ordentlichen Körperpflege und dem Lernen im Trab zu laufen. Sie sah
prächtig aus, das Fell glänzte und meine Mähne hing glatt und seidig an meinem
langen Hals. Und wenn man neben mir stand, dann konnte man sich in meinen glänzenden
schwarzen Augen spiegeln. Lange, gerade, schwarze Wimpern schützten meine Augen
vor den lästigen Fliegen. Vorne waren meine Hufe vom Schmied in die richtige
Form gebracht worden. Das Training war hart aber ich war stark und gelehrig.
Schneller
als alle anderen Traber schaffte ich es nicht in den Galopp zu kommen. Meine
Schritte waren sehr lang und gleichmäßig und ich erreichte eine wahnsinnige
Geschwindigkeit.
Lästig
war es in dem Gurt zu stecken und den Hals so weit nach hinten zu strecken.
Aber das waren die Trainingsmethoden und
darum kam ich wohl nicht. Es war schmerzhaft und ich mochte es überhaupt nicht.
Das Abitur war zum Greifen nah, die Schule eine Herausforderung. Die Lehrer
sehr streng, was für Achaius nicht weiter schlimm war. Im Gegenteil, unter
einem harten Regiment lernte es sich
besser. Seine Unterbringung war genügend, nur dass er sein Zimmer
mit diesem Russischen-Halbstarken teilen musste, er konnte ja nicht ahnen, welch unwahrscheinliche Idee eines Tages in mir wachsen würde. Alles zu
seiner Zeit, obwohl
Zeit
und Ort was bedeutet das schon, er war kein Physiker und kein Philosoph eher
der Mathematiker und über solche Sachen wie Raum und Zeit, hatte er sich noch
nie größere
Gedanken
gemacht. Er konnte sich diese Verbundenheit nicht erklären. Noch nie waren
seine Gedanken so in die Ferne gegangen. Es war ungewöhnlich jeden Tag an
dieses Pferd denken zu müssen und manchmal spürte er es fast Körperlich. Dann hatte er, obwohl er den Sattel dieses
Pferdes noch nie bestiegen hatte, das Gefühl, mit einem schnellen Trab durch
die Felder zu reiten. Dieses
Gefühl
war so mächtig, dass er den Wind spürte, der ihm den Atem nahm und seine Augen
in schmale Schlitze verwandelte. So sah´s er
vor seiner Arbeit und träumte diesen wunderbaren Traum im hellen Schein
der Sonne. Doch dann holte ihn dieser Vogel wieder aus seinen Traum und
irgendwie war er dankbar, denn seine Arbeiten waren ihm wichtig.
Recht
und Ordnung verlangten einen klaren Verstand und eine saubere mathematische
Lösung.
Solche Luftschlösser konnte und wollte er sich nicht erlauben. Dass er
irgendwann einmal anders dachte….
Es erreicht ihn ein Brief von seinem Bruder, vieles
über Rodina stand in dem Brief von seinem Bruder, die Zeilen lagen ausgebreite
vor ihm. Beim Lesen war es, als würde er Rodina reiten weit über sein geliebtes
Land, in seiner Heimat. Seinem Vater ging es nicht gut, stand auch in dem Brief
und der Bruder bat ihn inständig zur Familie zu kommen und sein Studium zu
unterbrechen. Der Krieg hatte gewütet, er wurde gebraucht. Es musst so einiges
erledigt werden, wozu sein Vater nicht
in der Lage war. Er würde ihm in den nächsten sieben Tagen eine Kutsche
schicken. Diese Worte waren keine Bitte und duldeten keinen Wiederspruch. Dann waren seine Gedanken wieder bei dem
Pferd und er freute sich auf das Wiedersehen. Das Leben wollte es so, es gab
keinen anderen Weg er musste in die Heimat.
Seine Professoren waren von seinem Entschluss nicht
begeistert und hielten es für die beste Lösung Ihn seine Abschlussprüfung
sofort schreiben zu lassen. Seine schulischen Leistungen übertrafen sowieso dem
Ihn gestellten Erwartungen und so
handelte man schnell. Also verließ er die Schule mit seinem Abschluss in der
Tasche als er einige Tage später in der Kutsche auf den Weg, nach Hause war. Nie
hätte er damit gerechnet was ihn zu hause erwartete.
Dem Vater ging es schlecht nicht nur weil in seinem Haus Besatzungstruppen
untergebracht waren. Sein Herz machte Schwierigkeiten, er konnte das alles kaum
noch ertragen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, dass es nicht mehr den
gewohnten Rhythmus schlug.
Viele Soldaten wurden auf dem Hof verpflegt und es
führte dazu, dass es seinem Gutshof wirtschaftlich sehr schlecht ging. So hatte sich Achaius sein weiteres Leben
nicht vorgestellt. Er wollte Husar werden, darauf hatte er sich konzentriert.
Dieses Bild seiner Heimat war ihm fremd. Armut kannte er nicht und wollte er
auch nicht kennen lernen.
Nur die Pferde oder das Pferd, waren noch ein
möglicher Ausweg..
Einmal ein Rennen gewinnen mit diesem wunderschönen
Pferd. Da waren Sie wieder, seine Luftschlösser, viel Geld gewinnen und diesen
Hof wieder an den Ursprung zurück bringen.
Nicht nur für sich, auch für seine Familie und
besonders für seinen kranken Vater.
Rodina
war bereits das schnellste Pferd des Gestüts.
Außerdem war sie die einzige, die ihr Feuer unter Kontrolle hatte. Auf
ihr zu reiten, hieß eintauchen in ihren Rücken und abheben in den Wolken.
Ein unbeschreibliches Gefühl des Reitens und wenn man
es wagte die Augen zu schließen, und sich ihrem Trab hingab, dann war es, als
wären ihr Flügel gewachsen. Das Eintauchen in die Erde und aufsteigen in die
Wolken hinterließ im Körper eine Schwarzpulverexplosion.
Wie man etwas erreichen will, ist nicht wichtig. Das Wichtige
ist, dass man es will und ich wollte diesen Hof wieder zu neuem Leben erwecken
und die Liebe zu diesem Pferd würde mir dabei helfen, egal wie. So erstaunte es
mich nicht wirklich, als sich der Studienkollege bei mir meldete. In seinem
Brief stand, dass er für seine Zucht
noch eine gute Stute suchte und da er von Rodina wusste, wollte er hören, ob ich Ihm helfen könne. So war es das wir
wenige Wochen später, hier in dem kleinen Anbau saßen und über Rodinas Zukunft
sprachen. Vielleicht war es die bessere Lösung für mich, Sie als Zuchtstute zu
halten. In diesem Moment war mein Herz bereit mir einen Weg zu zeigen, doch
habe ich die Stimmen nicht gehört und mein Verstand wollte es nicht. So habe
ich uns zu diesem Rennen angemeldet und gehofft, dort ein schnelles Geld zu
bekommen.
Heute, wenn ich daran zurück denke, würde ich alles,
was mir noch geblieben ist
dafür geben.
Doch ist es zu spät. Nichts und niemand
kann die Zeit zurück drehen. Es ist, wie es ist und nichts auf der Welt kann es
verändern.
Es war ein besonderer Tag. Rodina stand neben den
anderen Pferden. Ich hatte sie eigenhändig gestriegelt, ihr waren wunderbare
Zöpfe geflochten worden und sie fühle sich wunderschön. Es war eine Spannung in
der Luft und irgendwie wusste sie, dass alles von ihr abhing. Dass Sie die
Kraft haben musste. Es war kein Training, es war ernst. Heute war Ihr Tag, der
ganze Rummel galt IHR. So stand sie in Ihrer Box, voller Erwartung auf das
Beginnende und in dem Bewusstsein alles dafür zu tun, was in ihrer Macht stand.
Heute kam Ihr Herr, er würde Sie Reiten und Rodina würde alles was sie gelernt
hatte zeigen. Heute war ihr Tag und Sie würde sich nicht überholen lassen.
Die Gewalt des Sturmes und die Stille des Regenbogens,
alles war in Ihr vereint und wollte heute los gelassen werden. Die ganzen
Menschen auf dem Hof waren vergessen, vergessen die Aufregung der neuen Heimat.
Jetzt waren nur noch ihr geliebter Mensch und sie wichtig. Sie wusste nicht
warum, aber sie wusste, es war der wichtigste Tag in ihrem Leben.So stand Sie an der Startlinie auf dem Rücken trug Sie
ihren Herrn. Der Kopf war hoch und ihre Beine bereit für den Trab ihres Lebens.
Als der Schuss viel, hielt sie nichts mehr.Alles was sie wusste, setzte sie um und es gelang,
dann kam das unerwartete. Ein Reiter stürzte und ein Pferd viel vor ihren
Läufen. Jetzt merkte Sie nur noch dieses Schweben in die Lüfte. Dann ein
dumpfer Ruck in Ihrem Rücken. Sie spürte noch, dass sie leichter wurde, dass der
Herr, Ihr Herr nicht mehr auf ihrem Rücken war, alles wurde schwarz.
So schnell konnte ein Ende geschrieben werden. Ihr Ende, das Ende einer Liebe
und einer neuen Heimat…An einem edlen Pferd schätzt man nicht seine Kraft, sondern seinen Charakter.
Was soll ich sagen, ich lebe.....
Auf einem Spaziergang. Ich habe gefragt ob ich dieses Foto machen darf. :D |
Einen schönen Wochenstart wünscht euch Oppi
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