Wir besteigen den Berg
Dienstag,
28. Juli 2015
20:57
Wie ich sagte, wir
steigen aus dem Auto aus und gehen spazieren. So denke ich.
Die Brüder laufen
über die Steine. Mohammad bleibt ab und zu stehen, gibt mir seine Hand, damit
ich sicher gehen kann. Sie zeigen mit den Finger auf die Festung, in schwindelnder
Höhe… finde ich.
Nie im Leben denke
ich daran, dass wir diesen Berg besteigen wollen. Es ist über 40 Grad heiß, in
meiner Hand trage ich eine Wasserflasche aus dem Eisfach. Diese wird mich im laufe des Tages noch retten.
Teilweise ist das
Wasser darin, noch zu einem Klumpen Eis gefroren.
Irgendwo spielen
Kinder und Abdullah fragt etwas. Dann sagt er, es sind ca 3 km bis oben.
Hmmmmmmmmmmmmmmmmmmm….
Dann läuft er los
und wir zockeln hinter her. Ich versuche zu atmen und im gleichmäßigem
Tempo hinter her zu laufen. Meine Füße stecken immer noch in den Latschen und
ich laufe vorsichtig. Dann habe ich dieses tolle Kleid an. Leider kann ich damit
keine großen Schritte machen und ich muss wie eine Dame meinen Rock etwas
anheben.
Die Kurven zur
Festung, führen nur an einer Seite des Berges
zum Ziel. Bald kann man den Weg nicht mehr sehen und dann verlieren wir Abdullah aus den Augen. Bis eine Stimme zu hören ist. Hallo,
hallo, Peeettttrrraaa…. Und dann sehen meine Augen einen schmalen Mann, der mit
schwingenden Armen über seinem Kopf, hin und her wedelt. Hier bin ich.
Ich bleibe stehen
und freu mich. In Gedanken gebe ich auf und gehe keinen Schritt mehr weiter und so sage ich zu Mohammed, ab und an muss ein Reisender am Berg stehen
bleiben, um sich die Umgebung anzusehen. Dann setze ich mich auf einen Stein und
schnappe nach Luft. Der Schweiß rinnt mir den Rücken hinunter und ab in die Rinne, am unteren Ende des selbigen. Himmel ist es hier heiß. Mohammad lacht und sagt,
komm das schaffst du. Der Weg zurück, ist nicht mehr so
beschwerlich. Ja, ich komme. So nehme ich einen Schluck aus der Flasche, der
Eisklumpen hat sich mittlerweile aufgelöst. Nach meiner kleinen Pause marschiere tapfer weiter. Ich
fange an zu singen, wie ich es früher gemacht habe, wenn mein Vater mit mir die
Berge bestiegen hat. "Aus grauer Städte Mauern"… "Heili heilo
wir wandern…." und irgendwann fange ich noch an zu Jodeln… lach… ich
glaube ich drehe durch.
Gleich ist es so
weit. Ich kann nicht mehr. Irgendwo dort oben ist Abdullah angekommen und ruft.
Ich bin hier. Der Hase und der Igel. Das fällt mir ein. Wenn ich die Jungs hoch
laufen sehe. Der Igel mit seinen kurzen Beinen. Wie soll er das schaffen. Himmel…
einen kleinen Moment … ich komme… nicht, oder doch. Ich setze mich wieder und
das Wasser aus der Flache, landet nicht nur in meinem Mund sondern auch über
meine Arme, Beine, Kopf und "schitt was druf…" ich schütte mir etwas davon über
mein schönes Kleid. So gehe ich pitsche nass weiter aber auch nur, weil
Mohammed meint, ich schaffe es.
Tatsächlich komme
ich oben an. Wir sind alle am Ende. Ich weil … ja genau.. WEIL ALLES und die
Jungs, weil sie ja nichts trinken dürfen. Es ist immer noch Ramadan. So legen
wir uns in den Schatten und … dann kommt die Nachricht.
Die Festung ist
feste verschlossen. Wir haben den Weg umsonst gemacht.
Erst bin ich traurig
aber dann, nein, es war nicht umsonst. Es war wunderbar einmal über seine
Grenzen zu gehen und der Ausblick den wir haben, ist eine Belohnung.
Bestimmt!
Herunter geht es,
wie versprochen… zucki-zucki und als wir unten den Wagen erreichen, geht es uns
wirklich gut. Wir sind erschöpft aber es geht uns wunderbar. Casa, der beim
Wagen geblieben ist, hat ein paar Nüsse für uns gesammelt. Ich darf ja etwas
essen. Trinken ist auch noch im Auto. So trinke ich, denn es muss sein.
Habe ich schon
erzählt wie wunderbar alles um mich herum aussieht. Manchmal habe ich das
Gefühl, gleich kommen die Indianer um die Ecke. Es ist eine Western Sahara. Hin
und wieder ist vor den Steinfelsen, die aus Schieferplatten aufeinander
gestapelt sind, eine einsame Palme.
Jetzt fahren wir zu
einer Quelle, sagen die Brüder. Dort kannst du Baden. Ich habe keine Badesachen
mit aber die Jungs das sagen, dann nehme ich es so und genieße die kühle Brise,
von der Klimaanlage, in unserem Auto.
Mohammad ist wieder
Beifahrer und ich sitze hinter ihm. Abdullah strahlt neben mir. Er hat sein
Handy in der Hand und spricht mit seiner Freundin. Er erzählt ihr, dass er mit
mir Englisch spricht und ist mächtig stolz auf sich. So soll es sein. Ich freue
mich.
Mohammad hat meine
Hand genommen und steckt Sie in seine Haare. Ein paar Streicheleinheiten tun
einfach nur gut. Was man als nun ja,
Mutter auch gerne macht. So
schlummert er unter meiner Hand ein und ich genieße die Fahrt, bis zu unserem
nächsten Ziel. Eine Steigerung ist wohl kaum noch möglich, denke ich und
bereite mich gedanklich bereits auf die Heimfahrt vor.
Am Ziel angekommen
ist der erste Blick ein kleines Flachdachhaus in dem eine Bude, hätten wir aus NRW gesagt, in der alles an Ware untergebracht ist. Abdullah ist vor
gelaufen und verschwindet im Büdchen. Dann kommt sein Kopf, der auf einem langen
Hals sitzt, an einer Ecke der Türe
herausgeragt und eine seiner Hände winkt eifrig. Komm, komm… möchtest du etwas, fragt er.
Ich folge brav, gehe
an den Kindern vorbei, die auf den Stufen zur Bude sitzen und hinter ihrer Hand
tuscheln. Es begrüßt mich ein Alter Herr mit Bart, Salam assalama. Bonjour,
sage ich. Er zeigt mit dem Finger auf einige Sachen. Getränke gekühlt. Abdullah
zeigt auf Fanta, er schüttelt mit dem Kopf und zeigt auf meinen Jogurtdrink.
Natürlich bin ich begeistert und nicke. So bekomme ich wieder dieses geliebte
Getränk. DANKE
Wir gehen weiter und
ich bin mir nicht sicher, was mich erwartet. Dann gehen wir durch ein altes
Flussbett und Mohammad verschwindet in einer Art Abstellkammer mit offenem
Vorbau. Er gibt einer Frau Geld und führt mich dort hin.
Was jetzt passiert
ist einfach nur … nur… IRRE!!!!!!!
Mohammad sagt noch
einmal… in einer viertel Stunde komme ich zurück … dann lässt er mich mit der
Frau alleine. Kinder stehen wieder vor dem Eingangsbogen und lachen. Mein Weg
führt ins dunkele. Dann höre ich Frauen kichern und Wasser plätschern. Der schmale
Gang auf dem ich stehe, hat an der linken Seite eine Ablage. Hier liegen
allerhand Anziehsachen. Die Frau zeigt mir ich solle mich ausziehen und ich
mache es. Meine Kleidung kommt zu den anderen Sachen und ich werde Stufen
heruntergeführt.
Am Ende der Treppe
ist ein Tümpel. Hier ist kein Licht, doch meine Augen haben sich bereits an die
Dunkelheit gewöhnt und ich sehe mehrere Frauen im Wasser sitzen und stehen.
Eine reicht mir die Hand und ab geht es ins kühle Nass. Dann weiß ich nicht
mehr wie viele Hände mich waschen. Laut wird gelacht und geschrubbt. Vorsicht
ich bestehe auch aus Haut, möchte ich sagen… aber wer soll mich schon
verstehen. Sie waschen mein Haar, mein Gesicht, Arme, Beine, Bauch, Rücken und
irgendwie werde ich nach rechts und links gezogen. Hin und her, hin und her,
mit Gelächter bekomme ich das Wasser über den Kopf gegossen. So komme ich fast
nicht dazu es zu genießen, weil ich auch laut Lachen muss. Dann darf ich noch ein
bisschen im Wasser sitzen und plantschen. Wie wunderbar.
Sauber und gut
riechend geht es zurück. Die Männer haben auch gebadet. So erzähle ich mein
Erlebnis und die Männer lachen. Was wäre passiert, wenn Mohammad der Frau noch
etwas mehr Geld gegeben hätte. Dann hättest du keine Haut mehr gehabt, sagt
Abdullah und lacht.
Wir fahren nach
Hause, wo bereits unser Essen vorbereitet wird.
Der Abend wird noch
sehr schön, ich werde noch von Kahdija
geschmückt. Sie legt mir den Schmuck von ihrer Mutter um. Das ist ihr
Hochzeitsschmuck. So richtig weiß ich nicht, was ich sagen soll. Es ist mir
eine große Ehre. Wir machen Fotos. Ich freue mich und genieße es. Nun bin ich
wohl mit der ganzen Familie verheiratet. Ich liebe euch.
Bis auf die Geburt
meiner Kinder, war das der schönste Tag meines Lebens.
Ich weine heimlich
in meinem Bett und ziehe mir die dünne Decke bis über die Nase. Kahdija hat es
mir so gesagt, als sie die Mücken aus dem Zimmer gefegt hat. Wenn du dich zudeckst, stechen dich die Mücken nicht. Hat sie gezeigt. So tropfen meine Tränen
direkt ins Tuch und ich brauche nicht
mit den Händen verräterisch alles weg zu wischen. Diese Woche ist viel zu schnell
vorbei gegangen.
Am nächsten Morgen
kommen alle Verwandten und die Nachbarn. Es ist ein großes Fest, wenn Ramadan
beendet ist. Es wird gegessen, geredet, getrunken, gegessen, geredet,
getrunken, gegessen… lach… ja, es ist schön.
Ich darf das Haus
eines Onkels besuchen. Die Kinder und die Frauen sind in einem Raum versammelt.
Wir trinken Tee und … ESSEN… lach. Alle Kinder sind bei mir. Das ist
wunderschön und ich genieße es.
Wir machen Fotos.
Leider kann ich euch diese nicht zeigen. Das ist Anstand und sehr privat. Doch
ich sage euch, es sind wunderschöne Fotos, mit wunderschönen Menschen.
Alles hat sein Ende
irgendwann und diese Reise auch. Die Brüder fahren mich zum Flughafen, in
letzter Minute erreichen wir unser Ziel. Das Verabschieden geht schnell und ich
bin dankbar dafür.
Es soll doch schön
sein und ich möchte jetzt nicht weinen.
Auf Wiedersehen,
Willkommen….
Ich liebe,
Ich liebe euch,
Ich liebe DICH!
Die Zukunft wird
noch geschrieben,
Die Vergangenheit
kann man nicht löschen!
Danke dir mein Gott.
Du bist gnädig und
gibst uns ein Stück vom Paradies.
3 Kommentare:
Liebe Oppi!
Das ist nicht nur märchenhaft, sondern fast wie eine Geschichte aus der Bibel. Ich weiß gar nicht, was ich sonst dazu sagen soll.
♥lich die Swan
Ohh... ich hoffe Gott verzeiht mir.
Doch ist es so, dass ich mich freue über deine Worte.
Eine Geschichte aus der Bibel...
DANKE
<3
Deine Oppi
Ohh... ich hoffe Gott verzeiht mir.
Doch ist es so, dass ich mich freue über deine Worte.
Eine Geschichte aus der Bibel...
DANKE
<3
Deine Oppi
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