15.08.2010
Der Abschied ist schwer, doch die Reise will weitergehen. So
verabschieden wir uns
von den Shaolin und fahren weiter. Xian mit der Terrakotta
Arme und die Longmen-Grotten warten auf uns.
In Xian sollen wir Johann kennen lernen, unseren neuen
Reiseleiter.
Herr Wu wird uns eine kurze Zeit nicht begleiten können. Er muss mit Ding Dong nach Hause, denn für den kleinen
mit den abstehenden Ohren und den feinen Kussmund beginnt der Ernst des Lebens.
Zuhause liegt schon die Einschulungstüte auf dem Tisch und
Mutti wartet nur auf ihren Sprössling, um ihn zur ersten Schulstunde zu
begleiten. Eine gute Schule kostet viel Geld. Höflichkeit ist es,
dass die ganze Familie in der Schule erscheint.
Johann empfängt uns bereits am Bahnhof. Er ist größer als
unser Herr Wu und jünger. Außerdem hat er die Angewohnheit sein Taschentuch an
einen Stock zu binden und mit dieser Friedensfahne der Gruppe den Weg zu
weisen. Das finde ich lustig, denn unsere Gruppe hat eine überschaubare Größe
und bis jetzt haben wir noch niemanden verloren. Wir lassen ihm seinen Spaß. Den Frieden
anzuzeigen, wenn man ein fremdes Land erkundet, kann nicht falsch sein.
Im Bus erzählt er, dass er in Deutschland Theologie studiert
hat. Er spricht unsere Sprache ausgezeichnet und singen kann er auch. Gleich bekamen wir eine Kostprobe. Er schmettert uns ein typisches Weihnachtslied. So eine
wunderschöne Stimme. Welch´ ein Genuss.
In China wimmelt es nur so von
Geschichten und ich liebe es, diese zu hören.
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Natürlich sind alle Geschichten war und tatsächlich passiert.
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Als er uns seine Geschichte erzählt, redetet er von Dornenvögel
und ob uns dieser Film oder das Buch bekannt wäre. Ja….. - seine Schafe nicken einstimmig. Dann erzählt
er uns, dass er in Deutschland, in Köln, Priester werden wollte und er hatte
gute Aussichten, denn er wurde vom Bischof gemocht. Seine Ausbildung war
wunderbar. Er stand kurz vor der Priesterweihe, als er das Mädchen seiner
Träume kennen lernte. Dieses Mädchen war aus China, aus seiner Heimat und war
nur zu Besuch in Deutschland. Er konnte nicht genug von ihr bekommen und als
der Tag kam, wo der Urlaub von ihr zu Ende war, folgte eine Zeit, in der er Ihr
täglich schrieb oder mit ihr telefonierte. Das war viel zu „TEUER“ für einen Studenten und so ist er zurück in seine Heimat, um dieses Mädchen zu heiraten. Heute hat er einen kleinen Sohn und er
ist der glücklichste Mann auf der Erde. An
die Zeit seiner Lehre denkt er gerne zurück. Daraufhin haben wir ihn natürlich alle
sofort in unser Herz geschlossen.
Der Morgen beginnt für mich um 6.00 Uhr. Heidi und ich haben
uns schon am Abend vorher verabredet, wir möchten uns hinter den Toren von Xian
den Park ansehen. Hier wird
Tai Chi geübt und die Schlitzaugen treffen sich zur täglichen
Morgengymnastik.
Es ist wunderbar und wir dürfen einige Schritte, mit einem
Meister, seine Form laufen.
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Ein paar ältere Herren rufen uns, wir gehen auf die Übenden zu,
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stolz präsentieren sie uns ihre Kunst. Die kleine
Vorführung ihrer Körperbeherrschung, die wir zu sehen bekommen ist wirklich beneidenswert.
Die Arme auf dem Stufenbarren, schwingen sie ihren Körper leicht nach rechts
und links, ganz so, wie es ein 20 jähriger tun würde. Wir wissen aber, dass sie über 70 Lenze zählten. Auf dem Rückweg treffen wir noch auf einen
Herren, der seine Bassstimme in den Park schickt. Erinnert mich an Tarzan und
ich glaube ihm, dass es sehr befreiend ist, mal so richtig laut zu Brüllen. Doch
da machen Helga und ich nicht mit, obwohl wir gerade das (in unserem Alter) prima könnten. ;)
Unsere Gruppe trifft
sich bald zum Frühstück. Heute ist die frühere Hauptstadt Xián mit der berühmten
Terrakotta-Armee des Ersten Kaisers aus der Qin-Dynastie 200 v.Chr. , Qin
Shihuangdi unser Reiseziel. Ich bin so gespannt auf dieses Erlebnis und auf die
Geschichten, die uns noch erwarteten.
Gut, dass wir keinen Koffer packen müssen, denn morgen geht es
von hier noch zu den Longmen-Grotten.
Später im Bus erklärt uns Johann schon mal die wichtigsten Details.
Das ein Bauer 1974 beim Bau seines Brunnens, durch Zufall auf
einen Tonsoldaten gestoßen ist und damit die ersten Ausgrabung begonnen haben.
Es wurden nur wenige Waffen bei den Soldaten gefunden, denn bei der
Brandschatzung 207 v. Christus wurde vieles geraubt.
Ich hätte nicht gedacht, dass man Zöpfe auf so viele Arten verschlingen kann. Ob man´s glaubt oder nicht die Soldaten hatten alle eine andere Frisur. Angezogen waren fast alle gleich. Es
waren Namen in die Jacken gemeißelt. So nimmt man an, dass sie nach dem Abbild der wirklichen
Soldaten gemacht wurden.
Die Künstler die dieses Werk vollbracht haben, wurden alle
getötet. Ohhhh, Künstler zu sein war noch nie eine gewinnbringende Arbeit aber
mit dem Tod belohnt werden, ist schon sehr krass.
(Erinnert mich an den Pyramidenbau in Ägypten.)
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Die Halle, die über der Ausgrabung steht ist eine Bahnhofshallte aus Deutschland. |
Bei den Ausgrabungen war man nicht so sorgsam und man hat
nicht darauf geachtet, dass die Farben erhalten blieben. So sind die Farben mit
der Zeit verblasst. Heute ist man in der Lage,
die Farben zu erhalten (Das Verfahren der Konservierung ist
in Deutschland entdeckt worden und sehr aufwendig). Dann sagt uns Johann noch,
dass die Soldaten recht groß waren… nur die Größten
durften den Kaiser beschützen. In Wirklichkeit waren die
Soldaten natürlich viel kleiner.
Auch konnte man sich mit Pferd und Wagen fotografieren
lassen und zusehen wie die Soldaten zusammengesetzt wurden. Denn natürlich war nicht alles in einem Stück ausgegraben worden, sondern in vielen kleinen Scherben.
Nach diesem eindrucksvollen Erlebnis, durften wir in einem
schönen Restaurant unser Essen einnehmen. Johann verstand es, uns ein herrschaftliches
Mal zusammen zu stellen. Rund und gut
gelaunt ging ins weiter in den Tag.
Unser Ziel der Heilkräutermarkt.
Es ist schon sehr eindrucksvoll, was alles auf diesem Markt
verkauft wird.
Schlangen, Eidechsen, Hoden von … ich weiß nicht welchen
Tieren … große, kleine, lange, dünne.
Alles schön auf Decken nebeneinander und übereinander gestapelt.
Alles Mögliche Gebein, gehobelt, geraspelt oder zu feinem Mehl gemahlen.
Und wer sich hier nicht schaudert oder eine Gänsepälle
bekommt, der bekommt sie auf
der nahen Toilette, die kostenpflichtig, stark Salmiak
riechend und zu dem von allen Seiten einzusehen ist. Nun, sonst würde man auch
dort keine Luft bekommen. Schauder, schauder….
Am Abend ist noch ein Spaziergang durch die berühmte
Garküchengasse am Trommelturm geplant und wir freuen uns jetzt bereits auf die
Köstlichkeiten die uns erwarten.
So wird es auch ein wunderschöner Abend, mit vielen bunten
Bildern. Johann sieht zu, das wir schön zusammenbleiben und sagt uns, wo und
was wir probieren können, ohne dass unser Magen gleich Alarm schlägt. An
einigen Fleischbratständen bleiben wir lieber nicht stehen, denn die Menschen dort
sind sehr gläubig (Muslimen) und mögen eine Touris. Also
senken wir Frauen die Augen und schauen nur verstohlen nach
rechts und links. Die Nacht und das Feuer, was auf beiden Seiten der Straße das
Fleisch zum garen bringt, ist eindrucksvoll und trotz der Einschränkung, die
uns auferlegt wurde oder gerade deswegen,
ist alles noch spannender und aufregender.
Der Glockenturm ist angestrahlt und glänzt wie Gold, um den
Turm sind kleine Händler die ihr Tagewerk verkaufen. Es ist wunderschön.
Wir sind Hundemüde und freuen uns alle auf das warme
Bett. Ich habe ein paar Pinsel erstanden
und freue mich über meine Beute. Die Zeit, sie auf meinem Bett auszubreiten
nehme ich mir noch,
dann gehen die Äugelein schnell zu und ich falle in
einen Traumlosen tiefen Schlaf.
So bin ich in meinen Erinnerungen und wünsche euch einen wunderschönen
Samstag Abend
Oppi