Ich war gerade ein Jahr verheiratet und blutjunge 19 Jahre.
Wir hatten diese kleine 65 qm Wohnung oben auf dem Berheimersteig.
Der schönste Raum war das Badezimmer.
Hier hatte man schon am Morgen das Gefühl im Himmel zu stehen. Die Fließen waren
rosa und die Wände waren tapeziert mit einer Tapete auf der ein hellblauer
Himmel, weiße Schäfchenwolken und kleine Vögel abgebildet waren. In diesem Raum fühlte ich mich, als wäre der Morgen in seinen schönsten Farben erwacht. Das Fenster
war gebrochen und man konnte weder hinein noch hinaus sehen. So blieb mir auch der Kummer
erspart zu sehen, dass draußen alles grau in grau war.
Alle Vorbereitungen für dieses Weihnachtsfest waren noch nicht in trockene Tücher gewickelt,
der Weihnachtsbaum war zwar geschmückt, aber es lag noch kein Päckchen darunter.
Heute Abend war ich Gast in Muttis Küche und brauchte mich nicht weiter hetzen.
Das mit dem Päckchen packen schaffte ich noch, denn es waren nicht allzu viele.
So habe ich mich für denn langen Arbeitstag fertig gemacht und freute mich auf den Abend.
Die Arbeit in der Apotheke ging mir gut von der Hand. Es war eine schöne alte Apotheke.
Ich durfte noch Pillen drehen, kleine Migränepulver Päckchen packen und Salben rühren.
Der Wareneingang wurde kontrolliert und die Medikamente wurden in die alten, nach Holz riechenden Schubladen sortiert. Der lose Tee, aus den riesen großen Schubladen, erfüllte unsere kleine Ecke, in der die Arbeiten verrichtet wurden, die der Kunde nicht sehen sollte. Vor uns standen große braune Glasflaschen mit giftigen und ungiftigen Flüssigkeiten und eine altmodische aber geeichte Waage. Eine Apotheke wie aus einem Haary Potter Buch.
Im Schaufenster stand, wie immer vor der Weihnachtszeit, ein großer Nikolaus der in Richtung Alter -Markt blickte. Auf dem Markt standen noch die kleinen Weihnachtsverkaufsholzhäuser mit ihren vielen bunten Lichtern und die Menschen schauten nach den letzten Geschenken. Mein Platz war in diesem Moment hinter der urigen Kasse am Verkaufstisch, als mich der Nikolaus plötzlich ansah. Es war, als wären wir alleine auf dieser Welt und ein Zauber hob mich hinweg ins Reich der Träume.
"Du" sagte er zu mir, ohne dass ein Wort über seine Lippen gekommen wäre.
Seine Augen fingen an zu leben und er strahlte noch mehr über seine rote Backen.
Dann fasste er meine Hand und ich sah mich zwischen vielen bunten Seifenblasen, in jede von Ihnen
war ein Wunsch. Vorsichtig... sehr vorsichtig... sollte ich sein. Ausgerechnet mich Tollpatsch hatte er ausgesucht, ohhh man, Seifenblasen sind so zerplätzlich ;) . Meine Aufgabe war es nun, diese Wünsche auf einem Strahl des Lächelns in die Häuser zu schicken, wo noch keine Päckchen unter dem Weihnachtsbaum lagen. Das war sehr schwer, denn ununterbrochen zu lächeln, ist eine anstrengende Aufgabe für die Gesichtsmuskeln, obwohl ich da Übung habe, denn ich lächle gerne.
Zusätzlich musste ich diese bunt schimmernden Blasen, mit dem nötigen Geschick, an den Tannenbaum befestigen. Ich bin ganz stolz, denn keine Wunschblase ist mir zerplatzt. Hier angebracht, verwandelte sich die Blase in eine der Weihnachtskugeln vom Baum.
Jetzt wisst ihr, warum zu Weihnachten so manche Kugel zerbricht. Es ist die Kugel mit dem
Wunsch, der in Erfüllung gehen möchte. Darum seid nicht traurig und schimpft nicht mit
Mann, Kind, Hund und Katz, es war vom Weihnachtsmann so geplant.
Alles Liebe von mir
und dass eine Kugel bei euch zerbricht.
Wer weiß, vielleicht ist diese Geschichte wahr. ;)
Eure Oppi