Donnerstag, 10. September 2009

Maria



Gott konnte meine Großmutter Späße machen, die waren so trocken wie ein
Furz. Tradition war bei uns das Kartenspielen, sobald vier Personen zusammen waren, was nicht schwer war, denn die Familie  war groß und wohnte in einem Haus oder auf der anderen Straßenseite, wie wir. Also wenn vier Leutchen zusammen waren, kam das Doppelkopf- oder das Skat-Spiel auf den Tisch. Jetzt wurden  Karten gezockt, bis in den späten Abend. Wir Kinder konnten zusehen und lernen. Besondere Beobachtung schenkten wir Maria, denn Sie hatte (ich glaube Hape Kerkeling hatte auch eine Maria) auf einmal schlimm im „Kreuz“, es „Pickte“ im „Herz“ oder das „Herz“ war bei jemanden auf dem „Rechten“ Fleck! Es wurde über Politik und das ganze Weltgeschehen gesprochen, sodass diese kleinen Einflechtungen von ihr, nur dem gutem Zuhörer etwas sagten. So lernten wir, wenn wir gut aufpassten, das Schummeln mit dem dazugehörigen Pokergesicht! Himmel liebe ich diese
Frau, mit dem Sauerkrauthaar und den Kämmchen rechts und links hinter ihren Ohren. Sie hatte fleißige flinke Finger, trällerte gerne ein Liedchen, einen geschulten Blick auf die Straße durch ihr Küchenfenster und liebte Kaffeeklatsch. Sie liebte es zu Baden und ich liebte den Geruch dieser grünen
Tabletten, die ins Badewasser kamen. Für Sie war die Waschmaschine die größte und beste Erfindung aller Zeiten. Sie rödelte jeden Tag. Wenn mal keine Zeit zum Bügeln war und die Wäsche schon längere Zeit im Körbchen ruhte, wurde einfach alles noch einmal in diese tolle Maschine gestopft. Leider hat Sie mich mit 14 verlassen. Sie kam aus dem Krankenhaus und
sagte zu mir. „Schatz komm mal zu mir.“ „Ja, Omi“ „Schatz ich muss wieder ins Krankenhaus und dann komme ich nicht zurück.“ „Nein, Omi“, habe ich gesagt, „du kommst schon zurück und alles wird gut!“
Sie kam nicht zurück.

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